Der 8. Mai 1945 – Tag der Befreiung?

„Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung.“

Dies sagte der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker anlässlich einer Gedenkveranstaltung im Deutschen Bundestag zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges.

Sein Vater, Ernst von Weizsäcker, war im „Dritten Reich“ Stütze des Regimes und Staatssekretär im Auswärtigen Amt. In Nürnberg wurde er als Kriegsverbrecher verurteilt. Sohn Richard verteidigte dort seinen Vater mit dem Argument, er habe von nichts gewusst. Das Urteil gegen seinen Vater – fünf Jahre Haft – bezeichnete er damals als „historisch und moralisch ungerecht“. Ob die Weizsäckers sich wohl damals schon befreit gefühlt hatten?

Die „Befreiten“:

Das Reich einschließlich Österreich, wurde besiegt und besetzt. Es folgten Demontagen und Demütigungen, Vergewaltigungen und Vertreibungen.
Viele Menschen, vor allem die besiegten Deutschen, wurden bei Kriegsende auf besondere Weise „befreit“.

Mindestens 12 Millionen Deutsche wurden durch Flucht und Vertreibung aus dem ehemaligen deutschen Osten „befreit“, und zwar von Hab und Gut, rund drei Millionen von ihnen dazu noch von Leib und Leben.

Hunderttausende wurden bis Anfang 1945 in Dresden und anderen Städten durch den Bombenhagel „befreit“, nämlich von ihrem irdischen Dasein.

Germany must perish!

Keiner der Feindstaaten beabsichtige 1945 oder davor, die Deutschen zu „befreien“. In einer Direktive namens JCS 1076 an den Befehlshaber der US-Streitkräfte hieß es im April 1945: „Deutschland wird nicht besetzt zum Zwecke seiner Befreiung, sondern als ein besiegter Feindstaat“. Bereits am 3. September 1939 hatte Winston Churchill die Maske fallen lassen: „Dieser Krieg ist ein englischer Krieg und sein Ziel ist die Vernichtung Deutschlands“. Henry

Morgenthau, Theodore Kaufman und Earnest Hooton entwickelten entsprechende Pläne.

Bei Kriegsende wurden mindesten fünf Millionen deutsche Soldaten und Zivilisten wie Tiere in den berüchtigten Rheinwiesenlagern eingepfercht. Bis zu einer Million von ihnen verloren dort ihr Leben. Der kanadische Autor James Bacque hat darüber eine Filmdokumentation erstellt und ein Buch veröffentlicht. Die Sowjets waren nicht weniger zimperlich. Sie verschleppten sogar deutsche Zivilisten aus Ostpreußen nach Sibirien. Die Genfer Konvention galt nicht für die Deutschen.

Erst der aufkommende Kalte Krieg ließ diese Ziele in den Hintergrund treten. Die Sieger begannen, sich um die Beute zu streiten. Deutschland wurde geteilt und das jeweilige Stück Beuteland zum Bollwerk ausgebaut.

Dieter Krieger

demokratiekulturverein@gmail.com

dkv-schriesheim.de

„Einigkeit und Recht und Freiheit“